Goethe und noch viel mehr
Wer an Weimar denkt, dem fallen schnell Goethe, Schiller und der Bauhaus-Stil ein. Sicher drei Aushängeschilder, doch die thüringische Stadt hat viele weitere kulturelle Facetten zu bieten. Um deren Erhalt macht sich die Klassik Stiftung Weimar verdient. Sie bildet eine Bandbreite ab, die ihresgleichen sucht. Dichterfürst Goethe spielt dabei eine zentrale, aber bei weitem nicht die einzig relevante Rolle. Die Stiftung umfasst mehr als 27 Museen, Schlösser, historische Häuser und Parks sowie Sammlungen der Literatur und Kunst. Es liegt auf der Hand, dass sie diesen umfangreichen Fundus erhalten, an spätere Generationen weitergeben und in Gegenwart und Zukunft möglichst vielen Menschen zugänglich machen möchte.
Eine umfassende Digitalisierung dieser reichhaltigen Sammlungen ist da nur folgerichtig. Die MICROBOX GmbH unterstützt die Klassik Stiftung Weimar bei diesem Vorhaben durch den Einsatz des book2net Multispektralsystems. Mit seiner einzigartigen Technik sorgt es für ein sicheres Erfassen jedes noch so kleinen Details auf jedem einzelnen Kunstwerk, das gescannt wird. Hinzu kommt eine Software, die dem Benutzer ein schnelles, bequemes und genaues Arbeiten ermöglicht.
Die Klassik Stiftung Weimar
Die gemeinnützige Stiftung des öffentlichen Rechts hat es sich zur Aufgabe gemacht, kulturelle Schätze zu bewahren, die Zeugnisse der Zeitspanne vom 16. bis zum 20. Jahrhundert sind. Im Jahr 2003 entstand die Institution aus dem Zusammenschluss der Stiftung Weimarer Klassik mit den Kunstsammlungen zu Weimar, ihre Anfänge jedoch reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück.
Neben Aufbewahrung und Präsentation des Kulturguts geht es der Klassik Stiftung Weimar auch um Bildung. Dabei setzt man bereits im Kita- und Grundschulalter an, hält aber Angebote für alle Altersgruppen bereit. Eine weitere wichtige Säule ist die Forschung – unter anderem in Kooperation mit Universitäten und anderen Einrichtungen im In- und Ausland.
Erfassen, analysieren & restaurieren
Mit dem book2net Multispektralsystem werden für die Klassik Stiftung Weimar unter anderem Handzeichnungen und Druckgrafiken vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart digitalisiert, darunter Werke von Albrecht Dürer, Leonardo da Vinci, Lucas Cranach und Caspar David Friedrich. Insgesamt handelt es sich um etwa 230 000 Werke.
„Ein wichtiger Bestandteil der Sammlung sind die eigenhändigen Zeichnungen Johann Wolfgang von Goethes und seine Kunstsammlung. Der Dichter besaß über 9.000 Druckgraphiken und mehr als 2.000 Handzeichnungen.“, erläutert Uwe Golle von der Klassik Stiftung Weimar. Er verweist zudem auf über 2.000 Herbarblätter aus der naturwissenschaftlichen Sammlung Goethes, die ebenfalls multispektral digitalisiert werden. Dabei handelt es sich um getrocknete und gepresste Pflanzen oder Teile davon.
Bei allen Werken, die die Klassik Stiftung scannt, speichert und publiziert, geht es im doppelten Sinne um den Erhalt für künftige Generationen. Zum einen, weil die Werke im digitalisierten Zustand nicht den Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, mit denen die Originale konfrontiert sind. Zum anderen kann jedes einzelne Blatt dank der hochmodernen Technik und der komfortablen Software unseres Multispektralsystems genau analysiert werden. Stockflecken, Feuchtigkeit, Altrestaurierungen und anderes mehr werden erkannt – und es wird gegengesteuert.
Auf das Digitalisieren folgt das Restaurieren. So werden beispielsweise Risse im Papier geschlossen und Alterungsprozesse verlangsamt oder gestoppt. Uwe Golle erklärt: „Alles, was wir in die Hand nehmen, sollte danach in einem Zustand sein, dass es bei korrekter Lagerung für 50 bis 100 Jahre nicht erneut restauratorisch bearbeitet werden muss.“
Die Technik
Die Objekte werden mit unserem book2net Multispektralsystem digitalisiert. Dabei kann man mittels Infrarot- und UV-Licht jedes noch so kleine Detail erfassen. So werden beispielsweise, je nach Wunsch, die Papierstruktur, eventuelle Vorzeichnungen, Wasserzeichen und Pigmente sichtbar, die man mit dem bloßen Auge gar nicht oder nur schwach erkennen würde. Wer das Multispektralsystem bedient, kann bis in die Tiefen jeder einzelnen Seite „eintauchen“ und wichtige Erkenntnisse sammeln. Ein Beispiel: Infrarotlicht in einem bestimmten Wellenbereich hebt Substanzen, die Kohlenstoff enthalten, optisch hervor, während andere Stellen im selben Wellenbereich verblasst erscheinen. Mittels der einfach zu bedienenden Software kann man mit wenigen Klicks das anzeigen lassen, was man gerade analysieren möchte.
Für all das muss man am Objektiv keinen Filter wechseln. Die Kamera erkennt selbst, auf welche Stellen sie in diesem Moment ihren Fokus legen und welche Bereiche sie „ausblenden“ muss. Durch den Verzicht auf einen manuell einzubauenden Filter vermeidet man Erschütterungen, die sich nachteilig auf den Scanvorgang auswirken würden.
Die Aufnahmen mit dem book2net Multispektralsystem sind für die Graphikrestaurierung der Klassik Stiftung Weimar eine zeitgemäße Eingangs- und Zustandsdokumentation und grundlegend für die Restaurierungsplanung und jedwede weitere Untersuchung.