Das „Volksblatt“ wird digitalisiert
In alten Zeitungen zu blättern, hat in vielerlei Hinsicht seinen Reiz. So unterscheidet sich beispielsweise die Reklame, die damals erschienen ist, deutlich von heutigen Anzeigen. Auch der Schreibstil in den Artikeln verändert sich im Laufe der Jahrzehnte. Und natürlich ist es spannend, sich die redaktionellen Inhalte genauer anzuschauen, insbesondere was die politischen Strömungen und technischen Entwicklungen angeht. Das sieht auch Dr. Andreas Christoph so, der an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena ein Digitalisierungsprojekt verantwortet, bei dem ein book2net-Dragon-Scanner aus unserem Hause zum Einsatz kommt. Derzeit wird das „Volksblatt“ – bis 1904 unter dem Titel „Saalfelder Volksblatt“ erschienen – digitalisiert. Dabei handelte es sich um eine sozialdemokratische Tageszeitung, die in den Jahren 1890 bis 1933 publiziert wurde. Das „Volksblatt“ liegt heute nahezu komplett im Stadtarchiv Saalfeld.
Projekthintergrund
Neben dem vielschichtigen Interesse an alten Zeitungsausgaben allgemein spielen beim „Volksblatt“ zwei weitere Aspekte eine Rolle: die Bedeutung des langjährigen Herausgebers Arthur Hofmann und der Stellenwert dieser Tageszeitung beim Erforschen der SPD-Geschichte in Thüringen von ihren Anfängen bis 1933.
„Archivbestände der thüringischen SPD, vor allem aus der Zeit der Weimarer Republik, haben sich nur in geringem Umfang erhalten. Die Geschichte der Partei gerade für diesen Zeitabschnitt ist bislang kaum aufgearbeitet. Von daher kommt dem ‚Volksblatt‘ große Bedeutung zu“, heißt es im Antrag auf Förderung des Digitalisierungs-Projektes. Was den Herausgeber – und Leitartikel-Schreiber – Arthur Hofmann (1863-1944) angeht, so zählte er zu den herausragenden Thüringer Sozialdemokraten. Er war Mitbegründer der SPD in Saalfeld und Rudolstadt, außerdem mehr als drei Jahrzehnte Landtagsabgeordneter und nach 1918 Regierungsmitglied in Sachsen-Meiningen. Zudem wirkte er als Abgeordneter und zeitweise stellvertretender Regierungschef im Land Thüringen sowie als Mitglied von Reichstag und Nationalversammlung.
Die Technik
„Wir sichern erstmal nur das Erbe“, sagt Projektleiter Dr. Andreas Christoph. Wobei das Sichern auch auf das altersbedingt brüchige Zeitungspapier anspielt. Würde jeder Interessierte einfach in den alten Beständen blättern, käme es zu erheblichen Schäden.
Der Dragon-Scanner bietet mit seiner objektschonenden Funktionsweise und seiner Schnelligkeit die ideale Lösung. Man legt die jeweilige Doppelseite der Zeitung auf den Buchtisch, der Dragon separiert dann beim Scannen die linke und die rechte Seite, so dass im Digitalisat letztlich jede Seite einzeln betrachtet werden kann.
Bei diesem Projekt an der Universitäts- und Landesbibliothek in Jena ist neben der Technik auch der Mensch gefragt, der die Arbeit am Scanner erledigt. Dabei setzt das Team um Dr. Andreas Christoph auf den Inklusionsgedanken: Mitarbeiter der Lebenshilfe wirken entscheidend an der Digitalisierung der Zeitungsausgaben mit.
Ausblick
Voraussichtlich bis zum Herbst dieses Jahres sollen alle „Volksblatt“-Ausgaben digitalisiert sein. Die Zeitungsseiten werden dann, so ist der Plan, auf Landes- und Bundesportalen veröffentlicht, zudem auf der Plattform Europeana, auf der digitales Kulturerbe zu finden ist.
Wer Interesse an den Zeitungsausgaben hat, kann einfach blättern oder bestimmte Ausgaben durchforsten. Die technische Entwicklung könnte es darüber hinaus ermöglichen, dass man nach Stichworten sucht und daraufhin Ergebnisse angezeigt bekommt. Optical Character Recognition, die optische Zeichenerkennung, wäre ein Instrument, um dies Realität werden zu lassen.