Buchbindungen, die den heutigen sehr ähnlich sind, gab es bereits im ersten Jahrhundert nach Christus. Zuvor wurden geschriebene Manuskripte vorwiegend in gerollter Form aufbewahrt. Die frühesten gebundenen Sammlungen von losen Blättern werden als „Codices“ bezeichnet. Sie wurden nach der Methode der sog. koptischen Bindung zusammengefasst, bei der mehrere Lagen Papier durch das Verschlingen eines Fadens miteinander verbunden werden.
Bereits im 2. Jahrhundert kamen dann Bücher mit einem weichen Einband auf. Derartige frühe Exemplare lassen sich am ehesten mit unseren modernen Taschenbüchern vergleichen; sie hatten entweder gar keinen Einband oder einen weichen Einband aus Pergament oder Papier. Später begannen Buchbinder mit Einbänden aus Holz zu experimentieren, die häufig mit Leder bezogen waren.
Das älteste gebundene Buch der westlichen Welt ist das St. Cuthbert Evangelium, das in das 8. Jahrhundert n. Chr. datiert wird und sich heute in der British Library befindet. Durch wissenschaftliche Untersuchungen, u.a. einem CT-Scan, ließen sich detaillierte Einblicke in den Aufbau des Buches gewinnen. Man fand heraus, dass sich zwischen dem Leder und den Holzbrettern ein lehmartiges Material befindet, wodurch das Muster auf dem Deckel erhöht wurde.
Als sich die mittelalterliche Buchbinderkunst weiterentwickelte, wurden bei einigen Büchern Klammern zur Stabilisierung hinzugefügt. Ähnliche Bindungen fanden sich bei Büchern mit Pergamenteinband. Da Pergament gegen Feuchtigkeit aber sehr empfindlich ist, wurden Bücher mehr und mehr mit Stoff eingebunden.
Heutzutage tragen wir das Wissen der Welt mit unseren Smartphones herum, in früheren Jahrhunderten konnte es jedoch nur in Büchern aufbewahrt und weitergegeben werden. Zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert stieg die Quote derjenigen, die des Lesens mächtig waren, und darauf folgte eine innovative Art des Buchbindens: das Beutel- oder Gürtelbuch. Diese Bücher besaßen über dem Ledereinband einen zweiten Bezug, mit dem sie am Gürtel befestigt werden konnten. Dies ermöglichte es der gebildeten, reichen bürgerlichen Bevölkerung, Bücher (hauptsächlich religiöse Texte) stets bei sich zu tragen.
Im Laufe der Zeit wurden Bücher immer aufwendiger gestaltet. Die Erfindung und Verbreitung von Papier erlaubte es, Bücher in einer bisher dahin nicht möglichen Auflagenhöhe herzustellen. Diese steigenden Möglichkeiten erforderten zugleich eine gewisse Automatisierung des Bindevorgangs. Um mit der sich steigernden Nachfrage Schritt zu halten, mussten sowohl die verwendeten Materialien als auch die Techniken überdacht werden. Im Zuge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts wurden Bücher nicht mehr ausschließlich in rein handwerklicher Tätigkeit gebunden. Zunehmend übernahmen Herausgeber den gesamten Herstellungsprozess eines Buches, vom Druck bis zur Bindung. Bücher wurden auf sprödem Papier gedruckt und bis zum Ende des Jahrhunderts erhielten fast alle Bücher einen Leineneinband. Viele Bibliotheken haben diese Bücher mit einem neuen Einband versehen, wobei heutzutage versucht wird, die alten Einbände zu erhalten.
Im 20. Jahrhundert war das Buchbinden vollständig mechanisiert und der Klebstoff ersetzte den Faden, um die Seiten zusammenzuhalten. Doch nicht Jeder war von dieser industriellen Revolution begeistert. Buchbinder sehen ihr Handwerk als eine Kunst und nicht einfach nur als nützlich. Um diesem Trend entgegenzuwirken, versuchen Buchbinder auch weiterhin den Wert der traditionellen Techniken an die Gesellschaft zu vermitteln. Es gibt Wettbewerbe, die eindrucksvoll vermitteln, dass es sich hier um eine Kunstform handelt; eine Kunstform, die immer nach Perfektion strebt.