Warum sind Digitalisierungsrichtlinien wichtig?
Die Qualität eines Digitalisierungsprozesses unterliegt verschiedensten Faktoren. Sie ist abhängig von Komponenten wie der verwendeten Scanner-Hardware (Sensortechnologie und Qualität des Objektivs), entscheidend aber auch von der Lichteinstrahlung (interne, steuerbare Beleuchtung im Scansystem, externe, oftmals nicht kontrollierbare Einstrahlung durch natürliches oder künstliches Raumlicht). Ebenso können die Wandfarbe des Raumes, des Scansystems selbst oder sogar die Kleidung der Anwender*innen Einfluss auf die Qualität des Ergebnisses haben. Weiter Faktoren betreffen vor- oder nachgelagerte Algorithmen zur Bildbearbeitung bzw. zum Farbmanagement.
Insbesondere die Digitalisierung kostbarer kultureller Objekte sollte so schonend und qualitätvoll wie möglich erfolgen, um auch künftigen Generationen dadurch nachhaltig einen Zugang zu den Daten zu ermöglichen. Dabei stellt sich die Frage nach den bestmöglichen Konzepten und Methoden, die eine konstante Qualität der Scanergebnisse bei geringster physischer Belastung gewährleisten. Die Erarbeitung und Einhaltung von Richtlinien sollte daher für jedes Projekt zur Digitalisierung von Kulturgut eine zwingende Voraussetzung sein. Das Navigieren durch die Vielzahl der auf dem Markt zur Verfügung stehenden Scan-Systeme und Analyse-Tools kann jedoch für Anwender*innen eine enorme Herausforderung darstellen.
Die beiden derzeit populärsten Digitalisierungsrichtlinien, die auch für uns die maßgeblichen Standards definieren, kommen aus den Vereinigten Staaten (FADGI – Federal Agencies Digitization Guidelines Initiative) sowie den Niederlanden (Metamorfoze Preservation Imaging Guidelines – ein Kooperationsprojekt der Nationalbibliothek und dem Nationalarchiv der Niederlande). Sie entstanden aus der Notwendigkeit heraus, einen objektiven Anforderungskatalog zu erstellen, welche staatliche und öffentliche Institutionen als Kriterien bei der Beschaffung von Scansystemen zugrunde legen können.
Zur Vereinheitlichung dieser beiden unterschiedlichen Ansätze hat die ISO (International Organization for Standardization) seit 2012 eine neue Standardnorm erarbeitet, die sich in den drei Dokumentationen ISO 19262, ISO 19263 und ISO 19264 wiederfinden. ISO 19262 dokumentiert die Begriffe, die im Bereich der Bilderfassung verwendet werden, um ein einheitliches Vokabular zur generieren. ISO 19263 beschreibt die technischen Arbeitsprozesse und liefert detaillierte Informationen darüber, wie die Messungen am besten durchgeführt werden. ISO 19264 schließlich beschreibt die Messungen im Detail sowie Ziele und Toleranzwerte für verschiedene Aspekte. Dabei werden u.a. die Hauptmerkmale von Bildqualität, die Metrik zur Bewertung dieser Qualitätsmerkmale, die Vorgehensweise bei der Bildqualitätsanalyse sowie die Ergebnisdokumentation spezifiziert.
Wir empfehlen Ihnen die Durchsicht dieser Dokumente zur Durchführung Ihrer Projekte, auch wenn Sie nicht verpflichtet sind, bestimmte Richtlinien einzuhalten.
Hier können Sie sich weiterführend informieren:
FADGI
Website: http://www.digitizationguidelines.gov/
PDF Digitalisierungsrichtlinien zum Download: http://www.digitizationguidelines.gov/guidelines/FADGI_Still_Image_Tech_Guidelines_2016.pdf
METAMORFOZE
Website: https://www.metamorfoze.nl/
PDF Digitalisierungsrichtlinien zum Download: https://www.metamorfoze.nl/sites/default/files/publicatie_documenten/Metamorfoze_Preservation_Imaging_Guidelines_1.0.pdf
ISO-Standard
PDF Digitalisierungsrichtlinien zum Download Standardization of Image Quality Analysis – ISO 19264
PDF Vokabular: ISO 19262 : 2015 Photography-Archiving Systems – Vocabulary http://www.iso.org/iso/home/store/catalogue_tc/catalogue_detail.htm?csnumber=64219