Retrodigitalisierung (auch retrospektive Digitalisierung) bezeichnet generell die Digitalisierung analoger Medien wie Printmedien, Film- oder Tonaufnahmen. Sie wird insbesondere im Bereich von Bibliotheken und Archiven eingesetzt, um kostbare Bestände und gefährdete Werke im Rahmen des Kulturgutschutzes zu erhalten und diese zugleich der wissenschaftliche Forschung sowie einer breiteren globalen Öffentlichkeit zur Nutzung zur Verfügung zu stellen.
Die Digitalisierung erfolgt dabei in bildlicher Form durch Scannen oder Digitalfotografie bzw. im Volltext durch OCR. Letzteres kann in einfacher Version als „Plaintext“ (reiner Text) oder als „ausgezeichneter Text“ (versehen mit erweiterten Strukturen und Hyperlinks) geschehen.
In Deutschland wird die Retrodigitalisierung schriftlichen Kulturgutes seit 1997 von der DFG, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, maßgeblich gefördert und seit 2005 im Zuge des European Library Projektes durch die Deutsche Nationalbibliothek gesteuert. Zentrale Digitalisierungsstellen befinden sich an der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Universitätsbibliothek Göttingen. Einen Überblick über die digitalisierten Bestände liefern das Zentrale Verzeichnis Digitalisierter Drucke sowie die Deutsche Digitale Bibliothek.
Zu den prominentesten Beispielen einer Retrodigitalisierung zählt die Digitalisierung der weltweit verstreuten Exemplare der Gutenberg Bibel.
Die Langzeitarchivierung digitalisierter Medien erfordert zugleich geeignete Strategien, um die Daten und Inhalte auch in künftig genutzten Systemen (Hardware und Software) nachhaltig darstellen und verwerten zu können. Daher ist die Retrodigitalisierung manchmal mit der Archivierung auf Mikroformen verbunden, die eine längere Haltbarkeit als digitale Speichermedien besitzen. Sowohl Mikroformen als auch Digitalisate werden im European Register of Microform and Digital Masters (EROMM) nachgewiesen .
Spezialscanner für die Retrodigitalisierung
Im Produktionsbereich der Digitalisierungszentren kommen vor allem Hochleistungsscanner wie der book2net Ultra A2 oder die book2net Mosquito A1 zum Einsatz. Für die konservatorische Digitalisierung kostbarer Rara-Bestände eignen sich dagegen besonders V-Scanner wie unsere Modelle book2net Cobra , Lizard und Dragon oder Spezialapplikationen wie das book2net Multispektralsystem zur wissenschaftlichen Erforschung von Handschriften und Inkunabeln.